t.treufeld am 10.Okt 09, 00:24 im Topic Klettern
Letztes Jahr hat es mich schon einmal nach Guoliang Cun in der Henan Provinz verschlagen. Doch dieses Mal waren die Erlebnisse vielfältiger und der Spaß noch größer.
Vorweg: 4 Erstbegehungen konnte ich in der Zeit von 5 Klettertagen realisieren von 5.10a bis 5.11a, wir kletterten fast ausschließlich im traditionellen Stil und, ja, über 500 Photos füllten die Speicherkarten meiner kleinen Kamera.
Guoliang Cun ist meiner Meinung nach eine echte Sehenswürdigkeit, ein traditionell lebendes Dorf am Fuße des Tai Hang Shan Gebirges im Herzen Chinas. Die Ursprünglichkeit der Bewohner (die sich inzwischen auch die vielen kommenden Touristen beherbergen) und die landschaftliche Schönheit: die gigantischen Felswände aus Buntsandstein, auf denen wiederum Kalkfelsen drohnen, beeindrucken das Auge und lassen das Herz jedes Kletterers höher schlagen.
3. Oktober, es ist schon langsam Zeit zum Gehen, denn es wird langsam dunkel. Hastig wird das Geröll auf vergessenes Material untersucht, Stirnlampen werden ausgepackt und Rucksäcke geschnürt. Es geht los. Heute ist mir eine besonders schöne Erstbegehung gelungen: eine Route mit einer totemähnlichen Steinsäule in der Mitte, “Totem Pole“, insgesamt 2 Seillängen habe ich mit je einem Top-Anker (zum Abseilen) versehen. Nach dieser Tat wurde ich vom lokalen Fernsehen interviewt über das Klettern in Guoliang und was wir hier eigentlich so treiben. Doch jetzt ist Feierabend und morgen habe ich mir frei genommen, um diesen tollen Ort genauer zu erkunden. Nach unseren Festmahl (ich durfte natürlich spendieren) geht wir zum Hauptteil über, dem Feiern des Mondfestes, dem Essen des traditionellen Mondkuchens und dem Gelage mit den Pekingern, den Zhengzhouern, den Shanghaiern, den Kunmingern und allen anderen von weither angereisten Kletterern. Agan, in der pekinger Szene auch als Gump bekannt, hat extra T-Shirt und Aufkleber drucken lassen für dieses “Festival“, das eigentlich “nur“ das vergnügliche Zusammensein ist.
6. Oktober, ich bin mal wieder dran mit Ausgeben des Abendmahls den Anlass kann ich mir aussuchen und ich wähle die erfolgreiche Durchsteigung des menschenfressenden Off-With-Risses (ein Riss mit Überbreite) “Kuan Feng“, 5.11a und damit zugleich die härteste Trad Route in Guoliang – das mir beim Nachsichern der Rucksäcke das Seil runtergefallen war und mir die Shanghaier aus der Patsche geholfen hatten, wäre auch ein Grund für die Spende aber das muss jetzt nicht noch einmal beim Essen diskutiert werden… Wir sprechen lieber über die Pläne für unseren letzten Tag, das Essen und die mit blauen Flecken und Kratzern übersäte Haut und die Müdigkeit, die sich so langsam bei allen verbliebenen Kletterern einstellt.
Permalink
| 0 Kommentare
| kommentieren