Shanghai


Über den Alltag in Shanghai muss ich jetzt was schreiben. Ja, irgendwie passt man sich an und irgendwie eckt man auch immer wieder an. Beispiel Lotusmarkt direkt nebenan. Ich will nur mal eben schnell einkaufen gehen so wie mindestens 300 oder vielleicht 500 andere Chinesen, die in diesen Supermarkt auch eben mal schnell vorbei gucken wollen. In China kann man eben nichts mal so einfach in Ruhe allein machen. Man hat immer den Pulk um sich. Im Supermarkt wimmelt es nur so von Menschen. Obst zu kaufen ist immer mit besonderen Wartezeiten verbunden, da man hier auf die einzelne Dame an der Waage warten muss. Nur zu oft kapituliere ich und kaufe bereits abgepackte Wahre. Die Händler im Markt haben eine unvergessliche Art Wahren zu bewerben. Oft hört man bestimmte Werbesprüche für den neusten Schrubber oder die günstigen Ochsenfrösche während man sich durch das Gedränge wühlt. Gewisse Botschaften, die besondere Aufmerksamkeit erfordern werden auch per Megaphon mit in Endlosschleifen eingehämmert. Also, Einkaufen gehört nicht zu meinen Lieblingsaktivitäten.

Am Abend geht’s dann etwas gemütlicher zu. Die U-Bahn ist außerhalb der Rushhour immer das Verkehrsmittel der Wahl. Man fühlt sich immer sicher das ist ein klares Plus in China. Die Straßen sind gemütlich beleuchtet und der Straßenimbiss um die Ecke hat bestimmt auch noch offen. Man muss keine Angst vor Kriminalität haben. Kriminelle gibt es gewiss auch, aber sie ziehen es wohl vor, niemanden damit zu belästigen.

Chinesen lieben es zusammenzuhängen, ohne Pause zu reden, egal über was und ein gewisser Geräuschpegel (abhängig von der Gruppengröße) gehört einfach dazu. Auf meinen vielen Ausflügen mit den Chinesen habe ich das immer wieder festgestellt. Es gibt keinen Zeitpunkt, an dem alle mal eben ein bisschen abschalten und die Seele baumeln lassen. Es wird drauflosgeschnattert, damit die Schallwellen ja nicht abklingen. Kommunikation ist auch ein Begriff, der unter Chinesen eine ganz neue Bedeutung bekommt. Eine einfache Frage zieht oft heftige Diskussionen nach sich, auf die der Ahnungslose überhaupt nicht gefasst ist. Die Antwort ist manchmal ganz verblüffend und es bleibt wohl noch ein Geheimnis was mit dem roten Faden während einer Debatte passiert ist. Sobald ich ein bisschen mehr als nur Wortfetzen verstehe, versuche ich es zu lüften.

Die Chinesen sind sehr herzliche Menschen, die sehr gern in auch in Kontakt mit Fremden stehen. Ist mal erst mal in einem “Beziehungsnetzwerk“ integriert, wird man sehr zuvorkommend behandelt.

Über die Arbeit muss ich auch noch was loswerden. Der Chinese ist sehr stark durch die Geschichte geprägt. Wer ganz oben steht hat immer Recht - niemand widerspricht dem Boss (jedenfalls nicht offen). In Meetings wird prinzipiell nicht diskutiert – zumindest nicht mit dem Leiter. Man hört gern zu, was Andere sagen und mischt sich ja nicht ein. Ist alles vorbei, trifft man sich gern in Grüppchen und schnattert drauf los. Man kann sehr gut kopieren oder nachahmen. Mit Innovationen tut man sich leider etwas schwer, wobei das schon wieder sehr verallgemeinernd ist, aber sehr oft stimmt es eben.


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