Letztes Wochenende war ich wieder mal in Peking. Soviel gibt es gar nicht zu berichten, nur ein Paar nette Bilder vom Eisklettern und vom Felsklettern:
In Changchun sind es draußen gerade etwa minus 20 Grad, auf den Straßen liegen Eis und hartgefrohrener Schnee, Wind weht unbarmherzige Brisen in die wetterbedingt grimmigen Gesichter. Der Winter beginnt in Dongbei, im Nordosten Chinas, im November.
Zwischen mein letzten Urlaub in Südchina liegen nun etwa eine Woche, 3000km oder auch 43 Grad Celsius.
Yangshuo 阳朔, Guanxi Provinz – Südchina, ein weiterere schöner Tag:
Einige Züge hatte ich noch vom letzten Jahr in Erinnerung, “Honky Tonk“ heißt das Testpiece das ich am Lei Pi Shan knacken will um das persönliche Erfolgserlebnis -die Verbesserung zum letzten Jahr und den hohen Aufwand (Flüge, Hotel, reichhaltige Frühstücke, Rückenmassagen, abendliche Völlerei, Faulenzerei auf der Wiese vom White Mountain) einigermaßen zu rechtfertigen. Jetzt ist die Zeit gekommen, die Route und ich – das andere Ende des Seils hält Adam, der die beiden anderen Stürze bereits professionell angefangen hat. Die schwierige Tranverse, wo ich letztes Jahr immer angeschmiert bin, gelingt mit zusammengebissenen Zähnen, dann die Sintersäule – Oha! da kann man ja das Knie verklemmen, Hände ausschütteln, weiter- Jetzt kommen nur noch die sogenannten Auflieger (die Dinger kann man nicht richtig festkrallen, man legt die Hände eher auf) hier muss man noch mal losklettern, locker bleiben und durch… Jaaa, geschaaaffftt! Der Tag ist gerettet, ich muss heute abend mal wieder ausgeben, egal!
Irgendwo zwischen Yandi 扬堤und Xingping 兴评, Guanxi Provinz – Südchina, der schöne Tag vorher.
Auf der 20 Yuan Banknote findet man ein Bild des Li Flusses bei Xingping. 20 Yuan ist genau der Betrag, den in Etwa ein mittelständiger chinesischer Bauer mit Familie im Durchschnitt jeden Tag und auch in der Woche traditionellerweise und überhaupt…
Jedenfalls sieht man auf dem besagten Geldschein die Karstlandschaft, die sich beeindruckend zwischen Yangdi und Xingping erstreckt. Wir sind inzwischen schon etwa 4 Stunden zu Fuss unterwegs am Ufer des Li. Adam unterbricht gerade das Gespräch über den Gridstone – einer besonders markanten Standsteinart, die in seiner Heimat in England viele Kletterer anlockt, besonders diejenigen, die vor abenteuerliche Absicherungen nicht zurückschrecken – um einen Blick auf die faszinierende Felswand vor uns zu werfen. Einst soll der frühere Premier Zhou Enlai auf dieser Wand neun Pferde gesehen haben. Vielleicht ist unser Abstraktionvermögen nicht so groß wie das des Führers der kommunistischen Partei – keiner von uns sieht etwas außer Lao Zang, der die Felswand wahrscheinlich etwas mehr aus kommunistischer Sicht ansieht und gleich vier Pferde gesehen haben will und uns gleich Phantasielosigkeit unterstellt. Wieder am Fluss erklärt uns ein eingefleischter Kommunist, der nebenbei auch Photos in traditionellen Kostümen direkt vor der Kullisse der besagten Felswand arglosen Touristen zu horenden Preisen anbietet, wie man die Pferde auf der Felswand erkennen könnte. Mir ist die ganze politische Diskussion langsam zu viel und ich lasse mich von einem seiner Kumpel mit seinen Komoranen, die hier früher zum Fischen eingesetzt wurden, ablichten. Die Fischer schnürten früher den Komoranen den Hals zu, damit sie den im Wasser erbeuteten Fisch nicht herunterschlucken konnten.
Zurück geht es per Boot nach Xingping wir lassen uns die warme Brise um die Ohren wehen und geniesen die letzten Sonnenstrahlen. Abends gibt es leckeren Fischhotpot.
Dieses Wochenende stand wieder einmal ein Ausflug nach Peking auf meinem Plan. In letzter Zeit war ich so oft in Peking (zum Klettern), dass ich meine Blogg-Leserschaft nicht all zu sehr langweilen wollte und auf weitere Bloggeinträge verzichtete. Mein Kollege, der Jörn, war noch nicht in Peking und deswegen habe ich ein bisschen Stadtführer gespielt. Neben dem Standard - Peking Programm (Verbotene Stadt, Himmelspalast, Sommerpalast) habe wir uns den kulturellen und kulinarischen Gegebenheiten hingegeben. Der Besuch der Akrobatikshow war ein weiterer Höhepunkt. Unser kleines Youthhostel lag inmitten eines der chinesischen Hutongs (胡同) -eines traditionell erhaltenen Stadtviertels- mit engen Gassen, einstöckigen Lehmziegelbauten und traditionelle Wohnhöfen, die in Peking immer seltener werden. Rund um unsere Hostel luden mehrere kleine Geschäfte auch uns zum zügellosen Shoppen ein. Am Ende blieb uns gerade noch Zeit für die obligatorische Pekingente und dann ging’s schon wieder nach Nordosten, wo inzwischen der Winter Einzug gehalten hat.
Wieder einmal war ich in Peking zum Klettern. Diesmal wollte ich eigentlich eine neue Route einbohren, aber das Wetter, dass dann doch als ganz passabel war hatte einige Kletterer vergrault - unter anderem auch den mit den Bohrhaken. Somit blieb uns nicht anderes übrig als den ersten Schneefloken zu trotzen und ein bisschen zu Klettern...
Letztes Jahr hat es mich schon einmal nach Guoliang Cun in der Henan Provinz verschlagen. Doch dieses Mal waren die Erlebnisse vielfältiger und der Spaß noch größer.
Vorweg: 4 Erstbegehungen konnte ich in der Zeit von 5 Klettertagen realisieren von 5.10a bis 5.11a, wir kletterten fast ausschließlich im traditionellen Stil und, ja, über 500 Photos füllten die Speicherkarten meiner kleinen Kamera.
Guoliang Cun ist meiner Meinung nach eine echte Sehenswürdigkeit, ein traditionell lebendes Dorf am Fuße des Tai Hang Shan Gebirges im Herzen Chinas. Die Ursprünglichkeit der Bewohner (die sich inzwischen auch die vielen kommenden Touristen beherbergen) und die landschaftliche Schönheit: die gigantischen Felswände aus Buntsandstein, auf denen wiederum Kalkfelsen drohnen, beeindrucken das Auge und lassen das Herz jedes Kletterers höher schlagen.
3. Oktober, es ist schon langsam Zeit zum Gehen, denn es wird langsam dunkel. Hastig wird das Geröll auf vergessenes Material untersucht, Stirnlampen werden ausgepackt und Rucksäcke geschnürt. Es geht los. Heute ist mir eine besonders schöne Erstbegehung gelungen: eine Route mit einer totemähnlichen Steinsäule in der Mitte, “Totem Pole“, insgesamt 2 Seillängen habe ich mit je einem Top-Anker (zum Abseilen) versehen. Nach dieser Tat wurde ich vom lokalen Fernsehen interviewt über das Klettern in Guoliang und was wir hier eigentlich so treiben. Doch jetzt ist Feierabend und morgen habe ich mir frei genommen, um diesen tollen Ort genauer zu erkunden. Nach unseren Festmahl (ich durfte natürlich spendieren) geht wir zum Hauptteil über, dem Feiern des Mondfestes, dem Essen des traditionellen Mondkuchens und dem Gelage mit den Pekingern, den Zhengzhouern, den Shanghaiern, den Kunmingern und allen anderen von weither angereisten Kletterern. Agan, in der pekinger Szene auch als Gump bekannt, hat extra T-Shirt und Aufkleber drucken lassen für dieses “Festival“, das eigentlich “nur“ das vergnügliche Zusammensein ist.
6. Oktober, ich bin mal wieder dran mit Ausgeben des Abendmahls den Anlass kann ich mir aussuchen und ich wähle die erfolgreiche Durchsteigung des menschenfressenden Off-With-Risses (ein Riss mit Überbreite) “Kuan Feng“, 5.11a und damit zugleich die härteste Trad Route in Guoliang – das mir beim Nachsichern der Rucksäcke das Seil runtergefallen war und mir die Shanghaier aus der Patsche geholfen hatten, wäre auch ein Grund für die Spende aber das muss jetzt nicht noch einmal beim Essen diskutiert werden… Wir sprechen lieber über die Pläne für unseren letzten Tag, das Essen und die mit blauen Flecken und Kratzern übersäte Haut und die Müdigkeit, die sich so langsam bei allen verbliebenen Kletterern einstellt.
Es ist Ende September. Peking steht kurz vor dem 60. Nationalfeiertag. Die Stadt ist in Vorbereitung auf die kommenden Feierlichkeiten. Jeden Abend wird die große Militärparade geprobt, Menschenmengen stehen auf dem Tian An Men Platz um zu “schauen“. Der Himmel hat die Farbe eines französischen Milchkaffees angenommen und es ist schwül als wenn es jeden Moment regnen wird. Dass es regnen wird hat auch der Wetterbericht schon für die letzten Tage prophezeit, jedoch hielt sich die braune Suppe erstaunlich lange über Peking und die Pekinger Kletterer haben beschlossen heute nicht nach Baihe zu fahren, wodurch mein großes Projekt heute erst einmal ruhen muss, morgen ist aber auch noch ein Tag! Meine Pläne sind ein bisschen durcheinander geraten und so stehe ich jetzt Auge in Auge mit Mao, wie auch viele Andere, die nichts Besseres zu tun haben.
Heute morgen lief wieder einmal alles wie am Schnürchen. Die chinesische Bahn war wieder pünktlich 6 Uhr am Hauptbahnhof an (die Deutsche Bahn ist in diesem Zeitalter noch nicht angekommen) und ich kroch ausgeruht aus dem Schlafwagen und beschloss, mir erst mal eine Jungenherberge rauszusuchen, alles kein Problem. Einchecken, Frühstück, Zähneputzen und ab zum Himmelspalast, eine der Hauptsehenswürdigkeiten von Peking und auch die Spielwiese für so viele Chinesische Rentner, die hier Tai Chi oder verschiedene Tänze praktizieren sowie andere Frühaufsteher, die sich mit den Füßen eine Art Federball zuspielen. Im Himmelspalast tummelten sich noch wenige Touristen und ich hatte viel Zeit, mir die imposante Szenerie anzuschauen. Alles ist im chinesisch kaiserlichen Stil gebaut: riesige Steinerne Plätze, rechteckige Arrangements verschiedener herrschaftlicher Gebäude und im Zentrum das Hauptgebäude, eine Art Tempel.
Die Idee, das Fahrrad auszuleihen, um damit die Stadt zu erkunden und das Schlendern weniger anstrengend zu machen erweist sich als sehr gut. Ich umrunde die Verbotene Stadt und schaue mich ein bisschen in den Touristenvierteln um, während mein Inneres sich mit dem Projekt beschäftigt und der Tatsache, dass es heute ja offensichtlich doch nicht regnet. Das Projekt – der Gedanke an die Erstbegehung beschäftig mich schon eine ganze Woche, nachdem mir Tian Kong die noch unbestiegene Linie das erste Mal gezeigt hat und ich erfolgreich die erste Seillänge frei durchsteigen konnte.
Sonntag habe ich mich mit Danny verabredet. Er weiß, dass wir heute morgen da raus fahren müssen, das Ding muss heute geknackt werden. Dameimao, die Route die bisher nur im Aid-Stil (mit Verwendung technsischer Hilfsmittel) begangen wurde – heute soll die “große Augenbraue“ endlich fallen. Die zweiten Seillänge ist der Schlüssel, wenn jetzt alles gut läuft, dann ist das Ding in der Tasche. Risstechnik setzt eine gewisse Kaltblütigkeit voraus, einen gleichmäßigen Bewegungsablauf zu beherrschen und dabei auf die selbstgelegten Zwischensicherungen zu vertrauen. In diesem Fall ist der Riss überhängend und vollkommen glatt, doch die Zwischensicherungen sind alle solide. Die Hände klemmten bisher saugend, doch jetzt öffnet sich der Schlund und ich finde kaum noch Halt – fast wäre ich gefallen. Meine Faust verkeilt sich gerade noch rechtzeitig und ich kann erleichtert die letzten Meter bis zum zweiten Stand gehen. Die Zweite Seillänge ist geschafft!
Etwas später berühre ich endlich den Boden wieder. Ich habe auch noch die 3. Seillänge durchstiegen und somit die Route als erster “frei“ gegangen. Zufrieden überlasse ich Danny die Entscheidung, wo wir als nächstes zusammen klettern – nur nicht zu schwer.