Freitag, 11. September 2009


Frische Seeluft weht uns um die Nase, das Meer ist vor uns, genauer gesagt der Pazifische Ozean, der beruhigend blass blau und dunstig seine Oberfläche leicht kräuselt. Das Wetter sieht nach Regen aus, aber das macht nichts, wir waren ja gestern schon baden und haben unsere Haut mit den wenigen Sonnenstrahlen verwöhnt, die die Wolkendecke durchdringen konnten. Ein bisschen übel ist mir schon und Jörn bestätigt das selbe Gefühl in der Magengegend, dass wir nun beide haben nach dem üppigen englisch- amerikanischen Frühstück, was wir uns heute morgen gönnten, mal was Anderes eben als das chinesische Frühstück an dass sich unsere Mägen ebenso wenig gewöhnen werden. Planlos begann der Tag im Cafe beim besagten Frühstück als wir entdeckten dass unser Tagesziel das Tal Bingu Gou, auch Little Guilin genannt, 250km von Dalian entfernt ist und dass wir bereits 7 Uhr in den Bus hätten steigen müssen… Somit blieb uns nur die Möglichkeit in der kleinen beschaulichen Stadt Dalian (2,7 Mio), unserem Reiseziel, das etwa 8h Zugfahrt von Changchun entfernt ist, ein bisschen zu schlendern, shoppen und die Lokalen Spezialitäten zu genießen. Doch jetzt sind wir an der Küste und kraxeln auf einem von offensichtlich sehr wenigen Abenteurlustigen begangenem Pfad, der uns zu einem kleinem beschaulichen Strand führt, wo wir noch ein bisschen die Ruhe genießen.

Abends schauen wir neugierig in einen Keller wo außen bunte chinesische Schriftzeichen prangen, die weder ich noch Jörn lesen können, was solls, rein in die Bude und anschauen…
Es geht einen langen, engen Gang schräg nach unten, eine sehr alte Wendetreppe windet sich mehrer Umdrehungen hinab in ein weiteres modrig riechendes Kellergewölbe. Sind wir hier richtig, was hatte der Typ da draußen am Eingang eigentlich gefaselt? Weitergehen, dort vorne ist etwas Licht! Ja und in der Tat wir gelangen durch einen weiteren Gang in eine Art Kellergewölbe, das offensichtlich als Trainingsraum genutzt wird. Und schon stehen sie vor uns: eine kleine Gruppe Kung Fu Schüler zusammen mit ihren Trainern. Gespannt schauen wir, ob hier vielleicht Feuerholz klein gemacht wird, so wie im Fernsehen, oder ob jemand bis unter die Decke springt. Es wird jedoch eine ganz normale Trainingseinheit, wie bei anderen Sportarten auch. Die Atmosphäre des Kellergewölbes beeindruckt uns jedoch schon ein wenig.
Am Straßenstand erstehen wir noch einige Dinge, die wahrscheinlich kein Mensch braucht und dann geht’s auch schon wieder heimwärts.


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Mittwoch, 26. August 2009


Eigentlich mag ich diese organisierten Bustouren überhaupt nicht, ständig wird man von einem Ort zum nächsten gekarrt, Anhalten, Aussteigen, Gucken, Einsteigen. Diesmal aber bin ich doch mitgefahren und es hat dennoch Spaß gemacht. Der Spaß begann, als wir an einem Fluss anhielten um in kleine Schlauchboote umzusteigen und eine Runde White Water Rafting. Das Wasser war nicht ganz so wild, doch die Chinesen, wussten wie man diesen Umstand mit Spritzpistolen, Schöpfeimern und anderen Utensilen kompensieren kann. Die Bootstour gestaltete sich also als lautstarkes, nasses Spektakel.
In der Wildnis von Changbaishan hätte ich sehr gern viel mehr Zeit verbracht. Das Naturreservat ist einfach viel zu groß, um in ein Paar Stunden alles zu sehen, geschweige denn die Atmosphäre zu spüren. Somit blieb mir nur noch übrig die von dichten Wäldern aus dem Bus zu sehen und ein Paar besondere Aussichtspunkte zu besuchen, schade. Aber ich kann ja wiederkommen, wenn ich mehr Zeit habe als ein Wochenende, denn die Anreise gestaltet sich ohne Reisebuss sehr lang und aufwendig.


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Donnerstag, 13. August 2009


Tian Kong gießt mir noch ein Bier ein während ich das Hühnchen und den Fisch mit meinen Stäbchen attackiere. Das Sprechen fällt mir inzwischen nicht mehr so schwer nachdem wir zusammen im Bus nach Baihe, unserem gemeinsamen Kletterziel, so lange geschnattert haben. Tian Kong, den ich über ein Paar Ecken kennengelernt habe, gönnt inzwischen meinem Sprachzentrum eine Pause und redet immer öfter Englisch. Der erste Tag in Baihe (nahe Peking) war anstrengend, denn wir sind nicht nur dem Vergnügen des Sportkletterns nachgegangen, sondern haben uns auch an verschiedenen traditionellen Routen zu schaffen gemacht. Für Nichtkletterer sei hier erwähnt, dass bei dieser Spielform des Kletterns auf Bohrhaken im Fels verzichtet wird, alle Sicherungen werden selbst angebracht und meist schwitzt man nicht nur vor Anstrengung. Für sächsische Kletterer sein noch erwähnt, dass die gemeine Knotenschlinge hierzulande wenig Anklang findet.

Am nächsten Tag stehen wir sehr früh auf, denn wir wollen ja noch ordentlich was schaffen bevor mein Zug zurück nach Norden nehmen muss. Zugtickets sind, wie schon in anderen Beiträgen erwähnt, immer Mangelware in China. Die Strecke Changchun-Beijing ist besonders schnell ausgebucht - zwei Wochen im Voraus gab es bereit kein Ticket mehr. Nach einigen Nachfragen habe ich von der “zweiten Methode“ erfahren, um doch noch an das heißbegehrte Ticket zu kommen. Im Fußgänger Tunnel wurde mir dieses dann hastig zugesteckt, nachdem ich einen Aufpreis von etwa 100rmb (10€) bezahlt hatte.
Und so genieße ich noch die letzten Stunden an den herrlichen Grantiwänden am Weißen Fluss (Baihe)…


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Montag, 3. August 2009
In einer engen Kurve geht es an einer Reihe Fussgänger vorbei, die gerade die Straße überqueren wollen, links und rechts pressen sich inzwischen zwei andere Taxis in unsere Spur. Eine Fussgängerin steht genau in der Mitte dieser zwei neuentstandenen Spuren, ich halte die Luft an - sie rauscht rechts an uns vorbei (das Taxis neben uns hat ihrer Existenz immerhin mit 50cm Platz eingeräumt) – überstanden! Kurz nach dem Einsteigen zu diesem nächtlichen Höllentrip haben ich schon gemerkt, dass in Changchun die Verkehrsregel eine andere Auslegung finden, als ich von anderen chinesischen Großstädten gewohnt bin. Immer wieder fahren Autos, Busse oder LKWs einfach so von rechts oder links in den Verkehrsstrom. In diesen Augenblicken setzt eine Art Anpassungsphase ein. Jetzt wird entweder in die Gegenspur gezogen oder im schlimmsten Fall angehalten. All diese Fahrmanöver passieren mit einer erstaunlichen Selbstverständlichkeit. Abends sind die Taxifahrer immer besonders schnell unterwegs.
Unser Fahrer biegt jetzt in die stark befahrenen Gegenfahrbahn, um eine Gruppe anderer rasender Taxis zu überholen. Jetzt reichts, denke ich, und bitte den Taxifahrer langsamer zu fahren.

Endlich – lebend – angekommen. Ich fummle den Sicherheitsgurt los, den ich entgegen der Empfehlung des Fahrers angelegt habe und bekomme auch gleich die Quittung – der staubig braune Streifen auf meinem Hemd (vor dem mich alle gewarnt haben).


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Changchun


Größere Kartenansicht

Nach einer Woche in Shanghai und vielen aufregenden Wiedersehen von Freunden und Bekannten habe ich wieder das alte Gefühl in mir von Shanghai: die lauten überfüllten Straßen, Hektik, die Flut der unterschiedlichen Gerüche und die schwühlheiße Luft. Aber irgenwie ist es ein vertrautes Gefühl und ein kleines bisschen fühle ich mich noch zu Haus in der Stadt, die abendländliche Dekadenz und den morgendländlichen Trubel so bunt vereint, dass man immer wieder staunt. Was soll man dem “Neulingen“ hier besonders zeigen? Denn viele besondere Sehenwürdigkeiten hat die Satdt (meiner Meinung nach) leider nicht zu bieten. Jedoch stelle ich immer wieder fest, dass jeder der vom Gesamtbild der Riesenmetropole überweltig ist.

Changchun ist meine nächste Stadtion. Ich bin jetzt ein Paar Tage hier, habe noch nicht so viel gesehen aber schon einiges vom lokalen Flair in mich aufgesogen und viele Dinge gehört. Hier im nordosten Chinas sind die Temperaturen deutlich niedriger als im schwühlheißen Süden (im Winter sollen es wohl richtig heftig kalt werden). Im Moment sind angenehme 25-28°C und die Luft ist angenehm trocken.
Die Stadt war alte Kaiserstadt während der Japanischen Invasion im 2. Weltkriegs und auch die Hauptstadt der Manchurei. Hier in Dongbei (Nordosten) pflegt man ordentlich Schnaps zu trinken, weil die Winter hart sind und die Männer noch viel härter. In einem Restaurant sah ich letztens einige ältere Herren, die dem Schnaps (Baijui) mit bloßem Oberkörper fröhnten –das versteht man hier wahrscheinlich unter geselligem Trinken. Die Sprache ähnelt auch sehr dem Hochchinesischen und das Pekinger rollende Rrr wird auch hier gern an die Wortenden gefügt. Die netten Leute freuen sich darüber, wenn ein “Laowei“ sein dürftiges Chinesisch anwendet.
Die heute wirtschaftliche mächtige Stadt hat die in den letzten Jahren eine ernorme Entwicklung miterlebt und hier sind auch die mächtigen Automobilriesen von China zuhause.


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Montag, 16. Februar 2009
siguniangshan

Kurz vor dem Sonnenaufgang geht es los. Die Beine sind noch müde, der Atmen dampft in der kalten Morgenluft, Füße stapfen über Grasland. Nach 2 Tagen Eisklettern hat Bruce uns heute einen Pausentag vorgeschlagen. Unser heutiges Ausflugsziel ist die kleinste der vier Schwestern, Daguniang (5025m). Der Startpunkt ist Rilong (~3600m). Mit einsetzendem Sonneschein, inzwischen ist die Temperatur auf 15 Grad in der Sonne geklettert, empfängt uns die gewaltige Bergkulisse von Siguniang Shan (Four Sisters Mountains). Je höher wir kommen, desto stärker merke ich, dass ich nach 3 Tagen nicht ausreichend akklimatisiert bin. Bruce und der Chinese, der uns begleitet sind einfach viel schneller. Ab 4500m geht es nur noch schleppend voran, mir ist schwindelig. Auf etwa 4700m drehe ich um und lass die beiden alleine den Gipfel machen. Erst ab etwa 4800m beginnt die Schneegrenze. Dort gibt auch der Chinese auf und Bruce knipst alleine den Gipfel ab, für ihn als K2 Begeher wohl ein Spaziergang. Ein Ruhetag war das für mich auf jeden Fall nicht. Mit Kopfschmerzen sitze ich im Restaurant und schlürfe meinen Tee und warte auf Bruce und die anderen Jungs.

Ein Paar Tage später, schon einigermaßen akklimatisiert, sitze ich in einer Eishöhle nach der ersten Seillänge von “Dragon Breath“, die wohl bekannteste Route in Shuangqiaogou, eines der Seitentäler der Sigunian Berge. Die Route erweist sich als technisch und moralisch härteste Route die wir hier bisher geklettert haben. Es geht hoch an riesigen freistehenden Zapfen, über Röhreneis und gigantisches Blumenkohleis. Bruce befindet sich gerade im Vorstieg in einem Blumenkohleisfeld direkt über mir. Der berüchtigte Blumenkohl ist durch Tropfen ausgehöhltes Eis, was wie eine Staude nach oben ragt. Manchmal sind diese Stauden recht dünn und brechen bei Belastung einfach zusammen. Der Eiskletterer muss entweder diese Formation zu zertrümmern, oder die Stabilität richtig einschätzen und sich vorsichtig mit dem Eisgerät einhaken.
“ICE!!!“ schreit Bruce von oben. Pulvriger Schnee und Eisstücke rieseln leise wieder nach unten und “SCHWRRR“ kommt ein reserveradgroßes Stück Blumenkohleis an meinem eisigen Schaufenster vorbeigeflogen und zerschellt weiter unten mit Getöse.
Röhreneis ist ebenso heimtückig. Mehrfach mussten wir Routen deswegen abbrechen. Es handelt sich um zapfenförmiges Eis, das durchsichtig aussieht und Hohlräume bildet. Meist zerfällt das Eis klirrend beim ersten Schlag mit der Eisaxt und bietet wenig Halt. Der wackere Eiskletterer kann auch dieses Eis überwinden. Doch leider kann er hier keine Eisschrauben setzen, die ihn vor längeren Stürzen schützen sollen.
Bruce kämpft sich gerade durch dieses Röhreneis und es geht daher nur noch schleppend voran. Es ist verflixt kalt! Einen Moment denke ich noch an meine Shanghaier Freunde, die jetzt in Thailand sind…
Doch dann kommt: “Off belay!“ von oben und ich bereite mich auf eine weitere Seillänge der wohl atmenberaubendsten Eistour vor.

Wir wohnen bei einer Bauerfamilie im Dorf von Shuangqiaogou. Die Familie lebt sehr ärmlich doch besser im Vergleich zu anderen Familien, die teilweise ihre Häuser im Erdbeben verloren haben und in Zelten leben müssen. Der Ort liegt etwa 200km westlich von Chengdu, doch die Fahrzeit mit dem Bus über Schotterpisten betrug stattliche 11 Stunden. Die Direktverbindung über Wolong wurde durch Erdbebenschäden unbefahrbar. Westlich von Chengdu quält der Bus sich über steile Pässe, gesäumt von gewaltigen Bergen, wie dem Mina Gong Ga (7566m), das Land geht langsam in die Hochebene von Tibet über, aus Kühen werden Yaks, der grüne Tee wird zu Buttertee, Ortsnamen, Straßenschilder oder Wegweiser sind sowohl in Han-Schriftzeichen als auch in tibetanisch verfasst und tibetanische Schreine und Tempel ersetzen die traditionell buddhistischen Gebäude. Unsere Gastfamilie ist auch tibetanisch, spricht aber auch Mandarin mit uns Gästen.

An unserem zweiten Rasttag besuchen ich und mein Freund Bruce, der bergsteigende Schotte, den ich schon in Beijing getroffen habe, Changpinggou. Den ganzen Tag wandern wir durch das Tal und genießen die wunderschöne Landschaft. Unter anderem haben wir freie Sicht auf die große Schwester: Siguniang (6250m)
Ich kann neue Kraft tanken für weitere 2 Tage Eisklettern, einige Vorstiege und eine grandiose 6 Seillängetour am letzten Tag bevor wir nach Chengdu abreisen.


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Jiuzhaigou Natur Park

Auf der zwölfstündigen Busfahrt sehe und spüre ich die Auswirkungen des Erdbebens, was im Mai 2008 weite Teile Sichuans verwüstet hat: 69197 Tote, 374176 Verletzte und etwa 18222 Vermisste, ~7,8 Mio. zerstörte Häuser – nach den Informationsblatt meines Hostels. Was ich sehe und spüre sind zerstörte Straßen. Riesige Erd- und Gesteinsmassen sind von den Bergen ins Tal gerutscht. Blaue Zelte stehen neben eingefallenen Häusern. Quälend langsam rattert der Bus voran. Es geht nach Jiuzhaigou, der Perle der National Parks in Sichuan. Im Bus treffe ich noch drei deutsche Studenten aus Beijing.
Es ist nun die Zeit des Neujahrsfest. Jiuzhaigou ist fast menschenleer, da ja alle Chinesen zu Hause bei der Familie sind und über dem Park liegt eine stille, geheimnisvolle Atmosphäre. Die zahlreichen Seen sind spiegelglatt und strahlen in Türkis und verschiedenen Grüntönen. Ab 2900m sind die Seen dann zugefroren. Durch die Sonneneinstrahlung bilden sich Spannungen und Risse in der Einschicht, was faszinierende Geräusche verursacht. Die zahlreiche Wasserfälle sind jetzt gefroren und bizarre Eiskristalle bilden sich dort, wo das Wasser noch abfließt. Ringsum sind riesige (unbestiegene) Granitwände zu sehen und Schneebedeckte Gipfel, die ich auf mindestens 4500m schätze. Mit jedem Schritt taucht man in ein anderes atemberaubendes Naturschauspiel ein und meine rechte Hand sehnt sich nach einem warmen Plätzchen in der Jackentasche, anstatt ständig mit dem Fotoapparat hantieren zu müssen.


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Chengdu

Im Winter ist Chengdu, die Hauptstadt Sichuans, genauso interessant wie im Rest des Jahres. Nur bleiben jetzt die Massen an Touristen aus. Sichuan ist eine der beliebtesten Provinzen Chinas und das hat sich auch schon bei den “Laowai’s“ herumgesprochen. Warum also nicht mal hinfahren und gucken, hab ich mir gedacht. Eine der Besonderheiten Sichuans ist die hiesige Cuisine, die bei allen Chinesen sehr beliebt ist. Die Klassiker sind Fisch-Hot-Pot, Sichuan Hühnchen und einige weitere Delikatessen. Der Ungeübte probiert lieber erst mal vorsichtig. Denn berühmt ist der Sichuan Pfeffer, der ganz gerne und auch großzügig Verwendung findet. Mit steigendem Schärfegrad stellt sich auch ein stärker werdendes Taubheitsgefühl an den Lippen und der Zunge ein. In höheren Dosen kann der Pfeffer wahrscheinlich auch zu medizinischen Zwecken (lokale Betäubung) eingesetzt werden. Eine gewisse Akklimatisierungsphase ist auf jeden Fall beim Essen anzuraten.

Es ist Ende Januar und der erste Neumond kündigt sich an. Die Chinesen bereiten sich mit vollem Eifer auf das Neujahrsfest vor. Die meisten von Ihnen haben eine Woche frei und nutzen den Anlass, nach Hause zur Familie zurückzukehren und zusammen das Frühlingsfest zu feiern. Die Straßen sind mit Laternen geschmückt, Hauseingänge werden mit roten Spruchbändern mit den Wünschen fürs neue Jahr (z.B. Glück und Reichtum) geschmückt, überall werden Feuerwerkskörper und Böller verkauft, Süßigkeiten und allerlei Geschenkartikel werden auf Straßenmärkten feilgeboten –es ist einiges los auf den Straßen. Auch die Tempel erfreuen sich an einer hohen Besucherzahl. Viele Leute, ob nun Buddhisten oder nicht, möchten noch ihren persönlichen Wunsch fürs neue Jahr loswerden.

Sichuan ist auch bekannt als die Heimat der Pandas. Diese leben in Naturreservaten verstreut in der Wildnis der Berge oder in Bambuswäldern. Das bekannte Reservat Wolong ist leider während des Erdbebens 2008 zerstört worden und die Straßen sind unbefahrbar. Aus diesem Grund muss ich mich mit dem Tierpark von Chendu begnügen.

Unweit von Chengdu befindet sich das kleine Städtchen Leshan. Hier gibt es eine riesige Tempelanlage mit der größten Buddha Statue (71m). Um 713 AD hatte der Mönch Hai Tong die glorreiche Idee (und er hatte auch Hammer und Meisel), einen überdimensionalen Buddha in die Felswand zu schlagen. Die Geschichte geht so, dass die Statue 803 AD fertig und Hai Tong längst gestorben war. Andere Quellen behaupten, dass die Statue 90 Jahre nach seinem Tod fertig war. Jedenfalls muss irgendjemand ihm dann wohl bei der Arbeit abgelöst haben…
Seit dem sitzt der Buddha nun am Qing Yi Fluss und beschützt die Bootsfahrer vor gefährlichen Strömungen und sorgt für regen Andrang von Touristen. Und in der Tat, er ist einfach gigantisch in seinen Ausmaßen. Er befindet sich in einer riesigen Kosteranlage, wo ich zusammen mit Maelle, einer Reisenden aus Frankreich, die in Beijing studiert, die Gärten und Tempel besichtige. Begleitet werden wir von einer jungen Chinesin, die in ihrer Freizeit ihr Englisch aufbessern möchte. Und so gibt es einiges zu Schnattern und zu staunen.


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Dienstag, 13. Januar 2009
Peking

Immer wieder haemmere ich auf den Pickel in das Eis. Doch es nuetzt nichts, ueberall ist Blumenkohl. Weiter ueber mir kuendigen grosse Orgelpfeifen das Ende an. Die Hauen beissen schon lange nicht mehr im glasernen Eis, die Frontalzacke kratzen auf der sproeden Glasur. Es nuetzt nichts, ich muss hier zwei Eisschrauben setzen und runterkommen. Immerhin kann ich, wenn auch nur inffiezient, das Training von Bruce nutzten. Ich fuehle mich trotzdem noch irgenwie nicht den Anforderungen im Vorstieg gewachsen. Wie war das noch mal: man bohrt zwei Loecher in eine solide Eisflaeche, faedelt eine 8mm Reepschnur durch, atmet ein, lehnt sich zurueck und seilt ab...? Eisklettern ist mit auf jeden Fall einen Zacken komplizierter, gefaehlicher (Was passiert, wenn der Zapfen dort oben bricht?) und verlangt einiges an Erfahrung.

Gestern noch sind wir mit all den Chinesen, die heute ihre “Competition“ austragen, an der kuenstilchen Eiswand (ein Bewaesserungssystem bildet permanent eine Eisschicht auf dem Fels) herumgetobt. Es war wie auf dem Spielplatz: Ueberall hingen Topropes herum (Sicherung von Oben), das Eis war perfekt und Menschentrauben tummelten sich auf dem kuenstlichen Gletscher. Da dachte ich noch, Eisklettern ist ja sooo einfach. Einfach den Pickel und Steigeisen irgenwo reinhauen und hoch.

Heute habe ich mich mit Bruce, einem erfahrenen Aplinisten, und einem Chinesesichen Freund abgesetzt, um in der Naehe einen natuerlichen Wasserfall zu besteigen. Ja, und da hat sie mich eingeholt die Realitaet. Ich stehe nun unten und sehe mein Meisterwerk. Vielleicht gerade mal 10 Meter habe ich es ueber den Boden geschafft bis meine Eiskletterkuenste und meine Nerven am Ende waren. Bruce geht noch mal hoch. Problemlos steigt er ueber meine Sicherungskette und verdoppelt noch ein mal die Seillaenge bis auch er meint: Da oben sieht es zu gefaehrlich aus, um weiter zu gehen. Und so geht auch der dritte Tag des verlaengerten Wochenende zu Ende. Heute abend gehts zurueck per Softsleeper nach Shanghai.

Es gibt uebrigens vier verschiedene Kategorien, um mit dem Zug in China zu reisen. Die unterste Klasse (Holzklasse) ist der “Hardseat“ -fuer die ganz harten auch ohne Sitzplatz zu buchbar. Dann kommt der Softseat, etwas bequemer und schiesslich die Sleeper (Hard und Soft). Waehrend man beim Hard Sleeper mit 6 Genossen im Abteil relativ gemuetlich naechtigt, ist man im Soft Sleeper zu viert und geniesst ein bisschen mehr Komfort. Meiner Meinung nach ist das eine ganz komfortable Art zu reisen, die man dem Flugzeug vorziehen kann. Man kommt morgens ausgeschlafen (ohne eine Uebernachtung bezahlen zu muessen) im Stadtzentrum an.


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Montag, 15. Dezember 2008
Hangzhou

Einst verglich Marco Polo Hangzhou und Suzhou mit dem Paradies und das ist schon eine Weile her. Die Stadt Hangzhou hat sich seit dem radikal geändert. Über die Jahrhunderte wurde die Stadt einige Male zerstört. Zuletzt aber walteten hier die Kräfte des Kapitalismus. Überall stehen dieselben Klötzer, die man auch in anderen Städten Chinas bewundern kann. Warum also herkommen?

Ich war ja schon einige Male hier. Jedes Mal lang aber der Focus auf Klettern. Diesmal begleitet mich kein Kletterfreund sondern nur der Lonley Planet. Ich habe mich mal wieder in einem der günstigen Jugenhostels eingebucht. Die Erfahrung zeigt, dass diese zwar einfach sind aber dass man viele nette Leute und Weltenbummler trifft und dass es man hier immer gute Informationen und Geheimtipps bekommt.

Im Dezember ist es in hier gar nicht so unangenehm, wie man es von unseren Breiten her kennt. Die Sonne wärmt tagsüber durchaus stark, es regnet nur wenig und viele Bäume trage noch das bunte Laub. Der West Lake, Xihu, wird umrahmt von den schönen Farben des Herbstes. Man kann sich kaum satt sehen an der ruhigen netten Umgebung, die in China ja an so vielen anderen Orten leider verloren gegangen ist. Beinahe verbringe ich einen ganzen Tag im Lingin Si. Der Ort erzeugt eine nahezu magische Atmosphäre. Überall finden sich buddhistische Schreine, Tempelanlagen. In einen Felsen sind mehrere Buddhastatuen gehauen, Lianen hängen von den Bäumen herab, wie die schlangenförmingen Drachenkörpern, die hier Gebäude oder auch Statuen Verzieren. Mindestens genauso berühmt ist die Stadt für ihren grünen Tee (Longjin), der hier überall feilgeboten wird. Einen Tee trinke ich noch im Grünen-Tee Dorf bevor ich der netten Dame begreiflich machen muss, dass ich nicht ihren überteuerten Tee kaufen möchte.


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